Johann Jakob (Foto: SZ/jb)(SZ Tettnang/ Julia Baumann) Die SPD feiert heute einen runden Geburtstag: 1863, vor genau 150 Jahren, hat Ferdinand Lassalle den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) gegründet, der sich wenige Jahre später mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) zusammengeschlossen hat. 1890 hat sich die SAPD dann in „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ umbenannt – die SPD war geboren. Damit ist sie mit Abstand die älteste Partei Deutschlands.
Doch fast genauso lange wie die Bundes-SPD gibt es den Tettnanger Ortsverein derselben: Bereits vor 143 Jahren hat sich der Tettnanger Arbeiterbildungsverein der SDAP angeschlossen. „Immerhin 25 eingetragene Mitglieder wies die Tettnanger SDAP im Jahre 1870 auf“, heißt es in einem Schreiben, das Ortsverbands-Mitglied Andreas Fuchs zum 140. Geburtstag des SPD-Ortsvereins Tettnang vor drei Jahren verfasst hat. Die Zahl der Mitglieder hat sich auf heute 30 zwar nicht nennenswert vergrößert, „die Zusammenarbeit unter den Mitgliedern ist und war aber immer herrlich“, meint Johann Jakob. Der Tettnanger ist seit 1969 Mitglied im SPD-Ortsverband, von 1970 bis 1973 war er sogar dessen Vorstand. Warum er damals in die SPD eingetreten ist? „Mein Herz schlägt eben einfach für die sozial Schwachen und die abhängig Beschäftigten“, erklärt Jakob, der früher Mitglied im Betriebsrat der IG-Metall gewesen ist. Auch Willi Rumsauer erinnert sich gerne an seine aktive Zeit in der Tettnanger SPD: „Der Verband war immer ein Ort, an dem man sich gut mit Gleichgesinnten austauschen konnte“, erzählt der 87-Jährige, der ebenfalls eine zeitlang den Vorsitz des Tettnanger Ortsverbands innehatte und mittlerweile altersbedingt nur noch passiv am Verbandsgeschehen teilnimmt.
Rumsauer war schon SPD-Mitglied, bevor er 1976 von Eriskirch nach Tettnang gezogen ist. „Als ich dann nach Tettnang gekommen bin, wurde ich sofort als Kassier engagiert“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln im Gesicht. Noch heute höre man sich im Ortsverband gerne seine Ratschläge an – auch wenn sich, so Rumsauer, in den vergangenen Jahrzehnten viel verändert habe: „Heutzutage wird alles etwas großzügiger gehandhabt. Früher ist man nur in eine Partei eingetreten, wenn man wirklich überzeugt von deren Grundsätzen war.“ Überzeugter Sozialdemokrat ist Rumsauer aus tiefstem Herzen: „Ich hatte einen Arbeitskollegen, der CDUler war. Mit ihm habe ich immer diskutiert, dass die Fetzen flogen“, erzählt er. Auch sei er in seiner aktiven Zeit zu vielen Bundesparteitagen und Wahlveranstaltungen gegangen und habe dadurch viele Parteivorsitzende kennen gelernt. „Am meisten beeindruckt hat mich allerdings Willy Brandt. Er hatte einfach eine sehr einnehmende Aura“, erinnert sich Rumsauer. Die Zukunft „seines“ Ortsverbands sieht er in guten Händen: Mit Siglinde Roman hat der nämlich seit vier Jahren eine Vorsitzende – „und sie macht ihre Sache ganz wunderbar“. Auch Siglinde Roman selbst ist ganz begeistert von ihrem „kometenhaften Aufstieg“ in der Tettnanger SPD: „Ich bin erst seit vier Jahren überhaupt Mitglied im Ortsverband und wurde direkt in den Vorsitz gewählt – das ist natürlich toll“, schwärmt sie. Den 150. Geburtstag der Bundes-SPD feiern die Tettnanger im Herbst nach.
(Erschienen: 22.05.2013 19:30)
Quelle Text/Foto: http://www.schwaebische.de/region/bodensee/tettnang/stadtnachrichten-tettnang_artikel,-Willy-Brandt-hat-Eindruck-hinterlassen-_arid,5442315.html
